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Selbstliebe lernen: Die vier Säulen

Selbstliebe wird oft missverstanden als ein stationärer Zustand des Wohlbefindens. In Wahrheit ist sie jedoch ein dynamischer Prozess, vergleichbar mit den vier stabilen Beinen eines Tisches, der unser emotionales und psychologisches Gleichgewicht stützt. Sie ist eher ein proaktiver Prozess, der in der Bodymind Therapy durch gezieltes Training jedes einzelnen Aspekts und später als Gesamtsystem kultiviert wird. In diesem Artikel betrachten wir Selbstliebe durch das Prisma von vier Schlüsselaspekten: Selbstwahrnehmung, Selbstannahme, Selbsteffizienz und Selbstvertrauen.


Tisch mit vier Beinen, die die vier Säulen der Selbstliebe darstellen.


➸ Säule #1: Selbstwahrnehmung / Selbstbewusstsein

Die erste Säule der Selbstliebe ist die Selbstwahrnehmung. Diese beinhaltet ein tiefes Verständnis der eigenen körperlichen und emotionalen Zustände. Nach Daniel Goleman, einem bekannten Psychologen und Autor von "Emotionale Intelligenz", ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu erkennen und zu verstehen, grundlegend für emotionale Intelligenz. Diese Selbsterkenntnis ermöglicht es uns, auf unsere Bedürfnisse und Gefühle angemessen zu reagieren. Zum Beispiel kann jemand während einer stressigen Arbeitssituation kurz innehalten, um die eigenen Gefühle zu erkennen und zu benennen: "Ich fühle mich gerade überfordert und angespannt“ und so sich einfach besser und entspannter fühlen, weil man den Prozess der Selbsteinfühlung aktiviert hat. In der BMT wird diese Fähigkeit unten anderen durch  Embodiment und bewusstes Atmen geschult.


➸ Säule #2: Selbstannahme / Selbstakzeptanz

Die zweite Säule, Selbstannahme, bezieht sich auf die Akzeptanz der eigenen Triebe und Bedürfnisse. Carl Rogers, ein einflussreicher Humanistischer Psychologe, betonte die Bedeutung der bedingungslosen Selbstannahme, was wir wahres Selbst nennen, als Grundlage für psychisches Wachstum. Diese Akzeptanz schließt die Anerkennung unserer Unvollkommenheiten und Grenzen ein, was für eine gesunde Selbstwahrnehmung unerlässlich ist. Selbstannahme in Aktion bedeutet, sich selbst mit allen Stärken und Schwächen zu akzeptieren. Eine Person könnte zum Beispiel feststellen, dass sie schnell gereizt reagiert und sich dafür nicht selbst kritisiert, sondern diese Eigenschaft als Teil ihrer Persönlichkeit annimmt. Selbstannahme fördern wir durch Übungen zur Selbstreflexion und durch Kognitive Umstrukturierungstechniken, die helfen, Selbstkritik in Selbstmitgefühl umzuwandeln.


➸ Säule #3: Selbsteffizienz / Selbstwertgefühl

Die dritte Säule, Selbsteffizienz, bezieht sich auf das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Bedürfnisse zu erfüllen und Ziele zu erreichen. Albert Bandura, ein Pionier der Selbstwirksamkeitstheorie, beschrieb dies als den Glauben an die eigenen Fähigkeiten, um Erfolge zu erzielen. Realistische Erwartungen an sich selbst zu stellen und diese zu erfüllen, stärkt das Selbstwertgefühl. Man könnte zum Beispiel das Ziel setzen, eine neue Fertigkeit zu erlernen, wie eine Fremdsprache zu sprechen oder ein Musikinstrument zu spielen. Die Überprüfung und das Feiern dieser Fortschritte könnten das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit stärken. Dagegen können einschränkende Überzeugungen über sich selbst die Objektivität dieser Beobachtungen verhindern und negative, sich selbst erfüllende Prophezeiungen verursachen.


➸ Säule #4: Selbstvertrauen / Resilienz

Die vierte und letzte Säule ist das Selbstvertrauen, das eng mit Resilienz verbunden ist. Dieses beinahe spirituelle oder religiöse Vertrauen in sich selbst und in die Zukunft, oft als Hoffnung beschrieben, ermöglicht es uns, auch in schwierigen Zeiten an unsere eigene Kraft zu glauben. Eine Person könnte beginnen, Resilienz zu entwickeln, indem sie sich bewusst Herausforderungen stellt und dabei realistische positive Affirmationen nutzt. Zum Beispiel könnte jemand, der Angst vor öffentlichem Sprechen hat, sich freiwillig für Präsentationen melden und sich dabei selbst bestärken: "Ich kann das, ich vertraue auf meine Fähigkeiten." 

Diese innere Stimme wird in der BMT als das höhere Selbst bezeichnet und wird durch Übung, Stille und Klarheit im Geist freigesetzt. Die Identifikation mit Teilen von sich selbst (niedrigen Selbst oder Schatten), die pessimistische, zynische oder skeptische Ansichten haben, wird vermieden, dafür werden sie gehört und mit Respekt und Toleranz akzeptiert. Die Psychologin Susan Kobasa hat Resilienz als eine Kombination aus Engagement, Herausforderung und Kontrolle definiert, die es uns ermöglicht, widrigen Umständen zu begegnen.


Fazit: Selbstliebe lernen durch vier Säulen

Jede dieser Säulen trägt dazu bei, ein starkes Fundament für emotionales und psychologisches Wohlbefinden zu schaffen. In der Bodymind Therapy werden diese Aspekte der Selbstliebe zuerst einzeln angesprochen, um Selbstliebe zu lernen. Durch spezifische Übungen und Techniken lernt man, jede Säule zu stärken. Nachdem eine gewisse Vertrautheit mit jedem Aspekt erreicht wurde, wirst du als ein zusammenhängendes System betrachtet und trainiert. Indem wir diese Aspekte in unserem Leben kultivieren, stärken wir unsere Fähigkeit, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen und ein erfülltes Leben zu führen.

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