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Wie passive Gelenkfreisetzung und Deep Stretching psychische Muster lösen können


Enrico Fonte von Bodymind Therapy Berlin bei der Anwendung einer Gelenkfreisetzung und Deep Stretch-Behandlung an einer Klientin auf der Massageliege.
Bodymind Therapy Berlin – Deep Stretching

In der Bodymind Therapy betrachten wir den Körper nicht isoliert vom psychischen Erleben. Besonders deutlich wird das bei der Arbeit mit Gelenksteifheit oder Muskelverspannungen. Was auf den ersten Blick wie ein rein physisches Thema erscheint – etwa eine eingeschränkte Beweglichkeit in der Hüfte oder Spannung im Schultergelenk – ist oft Ausdruck tiefer liegender psychischer Muster. Der Körper erinnert sich, speichert Erfahrungen, und schützt uns durch Spannung, Haltemuster oder Rückzug.


Im Zentrum dieser Perspektive stehen sogenannte psychosomatische Fähigkeiten – das sind grundlegende Kompetenzen, die sich in der frühen Entwicklung herausbilden und Körpererleben, emotionale Selbstregulation und zwischenmenschliche Beziehungsgestaltung miteinander verbinden. Wenn diese Fähigkeiten durch Belastungen oder Unsicherheit in der Entwicklung nicht vollständig integriert werden konnten, zeigt sich das häufig in Form von Muskelanspannung oder -schwäche, insbesondere rund um die Gelenke.


Eine häufige Form dieser Reaktion ist Rigide, also übermäßige Anspannung, mit der das System versucht, Kontrolle oder Stabilität aufrechtzuerhalten. Sie kann aber auch als hypoaktive Reaktion auftreten – mit zu wenig Spannung, Kraftlosigkeit oder Rückzug.

Schutz durch Spannung – wenn der Körper sich verteidigt. Eine der zentralen psychosomatischen Fähigkeiten ist die Funktion des Schutzes. Wenn sich ein Mensch unsicher fühlt, emotional verletzt wurde oder früh gelernt hat, dass bestimmte Impulse oder Gefühle nicht sicher sind, reagiert der Körper mit Abwehr. Diese zeigt sich zum Beispiel in chronischer Anspannung rund um Schultern, Kiefer oder Knie. Es ist, als würde der Körper sagen: "Ich darf nicht loslassen, sonst könnte etwas passieren." Die Muskelspannung dient hier nicht primär der Bewegung, sondern dem Rückhalt – physisch wie emotional.


Grenzen – den eigenen Raum wahren


Eine weitere Fähigkeit ist die des Grenzensetzens. Der Körper braucht eine spürbare Grenze, um sich selbst von anderen unterscheiden zu können. Wer Schwierigkeiten hat, sich abzugrenzen oder ständig im Wechsel zwischen Rückzug und Nähe oszilliert, entwickelt oft Spannungen in Armen, Ellbogen oder Knien – Körperstellen, die symbolisch und funktional mit dem Thema „Distanz wahren“ verbunden sind. Zu starke Spannung kann auf rigide Grenzen hinweisen, während zu wenig Tonus oft mit übermäßiger Offenheit oder einem "ausgeliefert sein" einhergeht.



Zentrierung – in sich zuhause sein


Die Fähigkeit zur Zentrierung ist entscheidend, um sich selbst als zusammenhängende, kohärente Person zu erleben. Sie ermöglicht, aus der eigenen Mitte heraus zu fühlen und zu handeln. Wenn diese Fähigkeit nicht ausreichend entwickelt wurde oder gestört ist, zeigt sich das häufig in einer übermäßigen Spannung rund um das Becken, die Lendenwirbelsäule oder in tieferliegenden Muskeln wie dem Psoas. Die Folge: Das eigene emotionale Erleben wirkt fremd oder schwer zugänglich, oft begleitet von Angst vor Kontrollverlust oder einem Gefühl von „nicht ganz da sein“.



Verbundenheit – sich einlassen dürfen


Auch die Fähigkeit zur Verbundenheit hat eine starke körperliche Entsprechung. Menschen, die Angst vor Nähe oder Verschmelzung haben – vielleicht aus Sorge, sich selbst zu verlieren oder verletzt zu werden –, zeigen oft chronische Spannung im Brustbereich, insbesondere um das Brustbein oder entlang der Brustwirbelsäule. Der Körper schützt das Herz, das Zentrum der Beziehung. Diese Spannung hält Emotionen zurück, blockiert den Atem und verhindert echten Kontakt.



Die Rolle von passiver Gelenkfreisetzung und Deep Stretching


Hier setzen Techniken wie passive Gelenkfreisetzung und Deep Stretching an. Sie wirken nicht nur auf der muskulären Ebene, sondern greifen tief in das körperliche Gedächtnis ein. Wenn ein Gelenk achtsam gehalten, geöffnet oder sanft gedehnt wird, entsteht ein Raum für neue Erfahrungen. Alte Schutzmuster können sich zeigen – aber sie können sich auch lösen, wenn die Begleitung sicher, präsent und regulierend ist.


Zum Beispiel kann die sanfte Dehnung des Psoas nicht nur körperliche Flexibilität bringen, sondern auch Themen wie Autonomie, Selbstwirksamkeit und emotionale Eigenständigkeit ansprechen. Wenn die Ellbogen weich werden, kann es plötzlich möglich sein, klar „Nein“ zu sagen oder den eigenen Raum besser zu spüren.


Diese Arbeit braucht Feingefühl. Denn jede körperliche Öffnung kann auch emotionale Verletzlichkeit berühren. Deshalb ist es essenziell, mit Achtsamkeit, langsamen Übergängen und verbaler Reflexion zu begleiten. In der Bodymind-Arbeit geht es nicht um möglichst weites Dehnen, sondern um ein sicheres, lebendiges Wiedererleben des Körpers als Ort innerer Wahrheit und Verbindung.

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