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Sich einsam fühlen: Wenn Kumpels keine echten Freunde sind



In der modernen Gesellschaft nehmen Einsamkeit und soziale Isolation stetig zu. Immer mehr Menschen sich einsam fühlen, obwohl sie digital vernetzt sind. Eine der weniger beachteten Ursachen dafür liegt in der Art der Beziehungen, die Menschen heutzutage pflegen. Ein zentraler Unterschied besteht zwischen kumpelhaften, aktivitätsbasierten Beziehungen und freundschaftlichen, wertebasierten Verbindungen. Während erstere oft kurzfristig und situationsabhängig sind, können letztere eine tiefere, langfristige soziale Stabilität bieten.


Jeder kennt es: Eine Person, mit der man unzählige schöne Momente geteilt hat, verschwindet plötzlich – sei es wegen einer neuen Partnerschaft, einem Umzug oder einem Jobwechsel. War diese Person wirklich ein Freund oder nur ein Kumpel? Dieses Missverständnis und die Fehlinterpretation können sehr schmerzhaft sein.



Kumpel: Beziehungen durch Aktivität definiert


Kumpel-Beziehungen entstehen durch gemeinsame Aktivitäten – sei es Sport, Arbeit, Gaming oder andere Freizeitbeschäftigungen. Die emotionale Bindung innerhalb solcher Beziehungen ergibt sich aus der Aktivität selbst, nicht aus einer tiefen, persönlichen Verbindung zum anderen Menschen. Dadurch sind diese Beziehungen oft situativ: Wenn die gemeinsame Aktivität endet, verschwinden auch die emotionalen Bindungen.


Viele Menschen erleben genau dieses Phänomen, wenn sie nach einem Jobwechsel oder einem Umzug feststellen, dass frühere „Freunde“ nicht mehr Teil ihres Lebens sind. In Wirklichkeit waren es oft Kumpels – Menschen, mit denen sie eine Zeit lang eine gemeinsame Aktivität geteilt haben, ohne dass eine tiefere Wertebindung existierte.



Freunde: Beziehungen durch gemeinsame Werte getragen


Freundschaften hingegen basieren nicht primär auf Aktivitäten, sondern auf gemeinsamen Werten und tiefgehender Verbundenheit. Während Aktivitäten in solchen Beziehungen eine Rolle spielen können, sind sie nicht der Kern der Verbindung. Die Hauptwerte, die in einer Freundschaft geteilt werden – Vertrauen, Ehrlichkeit, gegenseitige Unterstützung – sind in den Menschen selbst verankert und nicht von äußeren Umständen abhängig.


Diese Art der Beziehung ist meist nicht vergänglich, weil sie nicht an eine bestimmte Situation gebunden ist. Selbst wenn Freund:innen über lange Zeit keinen Kontakt haben oder weit voneinander entfernt leben, bleibt die emotionale Bindung bestehen, da sie auf einem geteilten Wertefundament ruht.



Die Einsamkeitsepidemie als Folge oberflächlicher Bindungen


Die heutige Gesellschaft fördert oft aktivitätsbasierte Bindungen: Menschen arbeiten in Teams, gehen ins Fitnessstudio, treffen sich in Clubs oder online zum gemeinsamen Gaming oder Dating. Doch wenn diese Aktivitäten wegfallen, bleibt oft nichts zurück. Die Konsequenz ist ein Gefühl der inneren Leere und Einsamkeit.


Ein weiteres Problem ist, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, sich an neue Wertsysteme anzupassen. In der digital globalisierten Welt treten wir ständig in Kontakt mit neuen Kulturen und Subkulturen, die unsere Wertsysteme beeinflussen und weiterentwickeln – und das mit einer höheren Geschwindigkeit und Frequenz als frühere Generationen mit anderen Technologien.



Lösungsansätze: Mehr Werte in Beziehungen bringen


Um der Einsamkeitsepidemie entgegenzuwirken, müssen Menschen bewusster in den Aufbau von tiefen, wertebasierten Beziehungen investieren. Hier sind einige Wege, wie das gelingen kann:


  • Reflexion über eigene Werte: Eine hilfreiche Übung ist es, sich bewusst zu machen, nach welchen Werten man selbst leben möchte. 


  • Über bestehende Beziehungen nachdenken: Welche Beziehungen im eigenen Leben sind nur durch Aktivitäten geprägt, und welche beruhen auf geteilten Werten? 


  • Gemeinsame Werte bewusst suchen und thematisieren: Anstatt sich nur über Hobbys oder Arbeit auszutauschen, sollte man bewusst Gespräche über Werte, Lebensphilosophien sowie persönliche, soziale und politische Überzeugungen führen. 


  • Beziehungen außerhalb von Aktivitäten pflegen: Wahre Freundschaften zeigen sich darin, dass man sich auch ohne spezifischen Anlass trifft und füreinander da ist. 



Fazit


Die Einsamkeitsepidemie ist selbstverständlich multifaktoriell und komplex. Sie ist nicht nur eine Frage mangelnder sozialer Kontakte, sondern auch der Qualität der Beziehungen sowie vieler weiterer Aspekte. Während aktivitätsbasierte Kumpel-Beziehungen oft flüchtig sind und mit der Aktivität enden, sind wertebasierte Freundschaften oft langlebig und tragen auch durch schwierige Zeiten. Wer Einsamkeit vermeiden will, sollte sich auf tiefere Verbindungen konzentrieren und Beziehungen bewusst auf gemeinsamen Werten aufbauen.


Nutze gerne unsere Übung um deine Werte bewusster zu erkennen und in dein Leben zu integrieren: „Nach meinen Werten leben“ (Liebe & Sexualität, Übung #17)

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