Girlbullying erkennen: 8 toxische Mobbing-Formen unter Mädchen – und wie du helfen kannst
- Enrico Fonte

- 14. Apr.
- 5 Min. Lesezeit

Mobbing betrifft sowohl Jungen als auch Mädchen, jedoch unterscheiden sich die Formen und Dynamiken oft. „Girlbullying“ zeichnet sich durch subtile und indirekte Methoden aus, die emotional tiefgreifend wirken können. Auch bei Jungen gibt es spezifische Muster.
Neben den klassischen Formen von Mobbing verdeutlichen die folgenden acht Arten, wie sich diese Unterschiede zeigen können, ergänzt um vier wichtige Themenbereiche: Gruppendynamik, Sexualisierung der Angriffe, Body-Shaming und sexualisierte Rivalität.
Gruppengröße und Dynamik
Jungen:
Mobbing oder Bullying bei Jungen findet oft in größeren Gruppen statt, da das Verhalten manchmal mit der Demonstration von Macht oder Status verbunden ist.
Gruppen agieren meist offensiver, was zu physischer Gewalt oder lauten Beleidigungen führt.
Es gibt eine klare Hierarchie in der Gruppe, und die Dynamik ist oft kompetitiv.
Mädchen:
Mobbing oder Bullying bei Mädchen findet eher in kleineren, engeren Gruppen statt, die subtil und manipulativ agieren.
Das Verhalten wird oft verdeckt und über längere Zeit hinweg ausgeübt, z. B. durch Gerüchte, soziale Ausgrenzung oder Beeinflussung anderer.
Die Gruppendynamik basiert stärker auf emotionalen Bindungen, Loyalität und Kontrolle über soziale Netzwerke.
Sexualisierung der Angriffe
Jungen:
Angriffe können auf Homophobie oder vermeintliche "Schwäche" abzielen (z. B. Beleidigungen wie „du bist kein richtiger Mann“).
Es kann zu gezielter Sexualisierung kommen, etwa durch das Verbreiten von Gerüchten über sexuelle Aktivitäten oder den Versuch, jemanden durch sexuelle Übergriffe zu demütigen.
Mädchen:
Sexualisierung der Angriffe ist häufig subtiler, jedoch emotional und sozial tiefgreifend:
Verbreitung von Gerüchten über das Sexualleben (z. B. als „Schlampen“-Labeling).
Körperliche Angriffe können seltener, aber in ihrer Bedeutung intensiver sein, z. B. sexuelle Anspielungen oder das Filmen und Veröffentlichen privater Situationen.
Sexualisierte Konkurrenz durch die Androhung, intime Beziehungen oder Attraktivität zur Demütigung zu nutzen.
Body-Shaming
Jungen:
Body-Shaming bei Jungen zielt häufig auf Körperkraft oder Fitness ab, etwa durch Beleidigungen wie „zu schwach“ oder „zu dick“.
Der Fokus liegt auf Männlichkeitsnormen, z. B. einem muskulösen Körper oder sportlichen Leistungen.
Mädchen:
Body-Shaming bei Mädchen ist oft direkter mit gesellschaftlichen Schönheitsnormen verbunden.
Häufige Angriffsziele sind:
Gewicht („zu dick“, „zu dünn“).
Haut („unrein“, „hässlich“).
Kleidung oder Stil („ungepflegt“, „provokativ“).
Es wird gezielt auf die Unsicherheiten abgezielt, die oft stärker mit dem Körperbild verbunden sind.
Sexualisierte Rivalität
Jungen:
Sexualisierte Rivalität ist weniger präsent, da Konkurrenz eher auf Status, Stärke oder Leistung basiert.
Sie tritt auf, wenn es um die Aufmerksamkeit potenzieller Partner*innen geht, und äußert sich in Machtkämpfen oder abwertenden Kommentaren.
Mädchen:
Sexualisierte Rivalität ist oft subtiler und stärker ausgeprägt, da sie tief in sozialen und emotionalen Bindungen verankert ist.
Sie äußert sich durch:
Konkurrenz um Beziehungen (z. B. „Sie flirtet mit deinem Schwarm“).
Diffamierung des Aussehens oder der sexuellen Aktivität.
Manipulation durch Ausschluss oder Demütigung im Zusammenhang mit Beziehungen.
Hier sind acht Formen von Girlbullying, wie sie wirken, wie Eltern sie erkennen und darauf reagieren können, sowie Ansätze, wie mit betroffenen Kindern gesprochen werden kann.
Soziale Ausgrenzung
Mädchen werden bewusst aus sozialen Gruppen ausgeschlossen, was Einsamkeit und Unsicherheit hervorruft.
Wirkung: Das Opfer fühlt sich wertlos und sozial isoliert.
Reales Beispiel: Ein Mädchen wird nie zu Geburtstagsfeiern eingeladen, obwohl alle anderen in der Klasse eingeladen sind.
Erkennen: Das Kind zieht sich zurück, verbringt Pausen allein oder wirkt bedrückt.
Wie Eltern reagieren sollten:
Signalisiere deinem Kind, dass es unabhängig von anderen wertvoll ist.
Ermutige es, neue Freundschaften in anderen Gruppen zu knüpfen, z. B. in Vereinen oder bei Hobbys.
Unterstütze es dabei, selbstbewusst Grenzen zu setzen.
Ansprache: „Es tut mir leid, dass du dich ausgeschlossen fühlst. Du hast so viel zu bieten, und es gibt Menschen, die das zu schätzen wissen. Lass uns gemeinsam überlegen, wo du auf freundliche Menschen treffen kannst.“
Gerüchte und Lästereien
Falsche oder übertriebene Geschichten werden verbreitet, um den Ruf des Opfers zu schädigen.
Wirkung: Das Opfer fühlt sich gedemütigt, missverstanden und sozial entwertet.
Reales Beispiel: „Hast du gehört? Sie hat bei der Prüfung geschummelt, sonst hätte sie sie nie bestanden!“
Erkennen: Das Kind wird nervös, meidet soziale Kontakte oder vertraut sich seltener an.
Wie Eltern reagieren sollten:
Nimm das Problem ernst und erkläre deinem Kind, dass Gerüchte mehr über die Verbreitenden aussagen als über es selbst.
Ermutige es, ruhig und authentisch zu bleiben, und unterstütze es bei Bedarf, das Gespräch mit Lehrkräften zu suchen.
Ansprache: „Das ist nicht fair, was über dich erzählt wird. Menschen, die dich wirklich kennen, wissen die Wahrheit. Möchtest du darüber sprechen, wie wir das angehen können?“
Beziehungsmanipulation
Freundschaften werden gezielt sabotiert, um das Opfer sozial zu isolieren.
Wirkung: Das Opfer fühlt sich verraten und verliert wichtige soziale Verbindungen.
Reales Beispiel: „Wenn du weiter mit ihr abhängst, rede ich nicht mehr mit dir.“
Erkennen: Dein Kind erwähnt plötzlich Streitigkeiten mit engen Freund*innen.
Wie Eltern reagieren sollten:
Hilf deinem Kind, toxische Beziehungen zu erkennen, und fördere gesunde Freundschaften.
Gib deinem Kind Werkzeuge an die Hand, um Manipulationen zu durchschauen.
Ansprache:„Wahre Freundschaften basieren auf Respekt und Ehrlichkeit. Wie fühlst du dich, wenn du Zeit mit dieser Person verbringst?“
Psychologische Kontrolle
Täter*innen üben emotionale Manipulation aus, um Macht über das Opfer zu gewinnen.
Wirkung: Das Opfer zweifelt an sich selbst und verliert Selbstvertrauen.
Reales Beispiel: „Kein Wunder, dass dich niemand mag, so wie du dich benimmst.“
Erkennen: Dein Kind wirkt emotional erschöpft oder zeigt ein geringes Selbstwertgefühl.
Wie Eltern reagieren sollten:
Schaffe ein vertrauensvolles Gesprächsklima und betone, dass niemand das Recht hat, es emotional zu kontrollieren.
Falls nötig, ziehe professionelle Unterstützung hinzu.
Ansprache: „Es klingt, als würde diese Person versuchen, dich klein zu machen. Das ist nicht in Ordnung. Wie können wir dir helfen, dich besser zu fühlen?“
Cybermobbing
Online-Plattformen werden genutzt, um das Opfer zu beleidigen oder öffentlich bloßzustellen.
Wirkung: Das Opfer fühlt sich durch die Reichweite des Mobbings machtlos.
Reales Beispiel: Peinliche Fotos werden ohne Zustimmung online geteilt, begleitet von abwertenden Kommentaren wie: „Kann jemand ihr Stilgefühl retten?“
Erkennen: Das Kind verbringt weniger Zeit online oder reagiert emotional auf Nachrichten.
Wie Eltern reagieren sollten:
Sprich mit deinem Kind, sichere Beweise (Screenshots) und blockiere die Täter*innen.
Melde die Vorfälle bei der Plattform und, falls nötig, bei der Schule oder Polizei.
Ansprache: „Ich sehe, wie verletzend das ist. Du hast nichts falsch gemacht, und wir werden das zusammen angehen. Wie fühlst du dich gerade?“
Sarkasmus und versteckte Beleidigungen
Scheinbar harmlose Kommentare werden genutzt, um das Opfer subtil herabzusetzen.
Wirkung: Das Opfer fühlt sich verunsichert und hat Schwierigkeiten, die Beleidigungen zu erkennen.
Reales Beispiel: „Wow, dein neues Outfit ist... mutig.“
Erkennen: Dein Kind wirkt unsicher oder zieht sich emotional zurück.
Wie Eltern reagieren sollten: Zeige deinem Kind, wie es solche Kommentare erkennt, und übe souveräne Reaktionen mit ihm ein.
Ansprache: „Diese Kommentare sind gemein, auch wenn sie wie Witze klingen. Du kannst entscheiden, ob du sie ignorierst oder ansprichst. Möchtest du das mal üben?“
Gruppendynamik ausnutzen
Cliquen wenden sich gezielt gegen das Opfer, um es bloßzustellen oder auszugrenzen.
Wirkung: Das Opfer fühlt sich machtlos und von mehreren Seiten attackiert.
Reales Beispiel: „Schau dir an, wie sie heute aussieht. Einfach lächerlich!“ – Die gesamte Gruppe lacht mit.
Erkennen: Dein Kind spricht über eine Gruppe, die es verspottet, oder meidet diese.
Wie Eltern reagieren sollten: Stärke das Selbstbewusstsein deines Kindes und suche nach Möglichkeiten, es in positive soziale Gruppen zu integrieren.
Ansprache: „Es ist schwer, wenn eine Gruppe gegen dich arbeitet. Aber denk daran, du bist nicht allein, und es gibt andere Menschen, die dich unterstützen. Wie können wir dich dabei stärken?“
Heimliche Sabotage
Gegenstände des Opfers werden beschädigt oder versteckt, um es zu ärgern oder zu demütigen.
Wirkung: Das Opfer fühlt sich ausgeliefert und unsicher.
Reales Beispiel: Hausaufgaben verschwinden plötzlich aus dem Rucksack.
Erkennen: Dein Kind berichtet über verlorene Gegenstände oder zeigt Stresssymptome.
Wie Eltern reagieren sollten: Vermittele deinem Kind, dass es keine Schuld trägt, und überlege gemeinsam, wie es sich schützen kann (z. B. Schließfächer nutzen).
Ansprache: „Es ist nicht deine Schuld, dass jemand so etwas tut. Lass uns überlegen, wie wir das verhindern können.“
Fazit
Girlbullying ist subtil, aber ebenso schädlich wie andere Formen des Mobbings. Eltern spielen eine entscheidende Rolle, indem sie aufmerksam zuhören, Verständnis zeigen und gemeinsam mit ihrem Kind Lösungen entwickeln. Empathie und Geduld sind der Schlüssel, um pubertierende Kinder zu unterstützen und ihnen die Sicherheit zu geben, die sie in dieser schwierigen Phase brauchen.



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